Acrylfluid-Bilder – die Magie des Zufalls

Ein Video auf YouTube brachte Ole und mich auf die Acrylfluid-Technik. Ein regelrechter Hype, auf den wir da gestoßen sind. Unzählige Videos und Beiträge sind im Netz zu finden mit detaillierten Beschreibungen zum Mischverhältnis der Farben und faszinierenden Ergebnissen. Die Untergründe sind vielfältig, sogar Wandersteine werden gern damit „bemalt“.

Wir ließen zunächst sämtliche Anleitungen außer Acht, da wir gern mit Farben experimentieren. Im Atelier auf dem Dachboden nebenan können wir uns austoben, ohne dass es um Wände oder Boden schade wäre. Zunächst probierten wir es mit herkömmlichen Acrylfarben, welche wir mit Wasser verdünnten. Besonders überzeugend waren die ersten Ergebnisse aber nicht. Wir hatten viel zu dünnes Papier genommen und die Farben zu sehr verdünnt, so dass das Papier aufweichte und die Farben bereits als wir sie ins Glas schütteten ineinander verliefen.

Festere Malgründe mit der Acryl-Wassermischung zu versehen, führte nach dem Trocknen zu blassen Farben. Was im Video so einfach ausgesehen hatte, stellte sich jetzt als recht kniffelig heraus. Auf Leinwänden ohne Grundierung verlief die Farbe nur sehr schwerfällig. So langsam fragten wir uns nun doch, wie andere diese fließfähigen und leuchtenden Farben erzielten. Das Zaubermittel heißt: Bindemittel. Das Bindemittel erhält die Leuchtkraft der Farben und ermöglicht es, ihre Fließfähigkeit zu erhöhen ohne sie zu sehr zu verdünnen.

Der Entstehungsprozess

Wir fuhren zu Boesner, dem Künstlerbedarf-Großhandel unserer Wahl und deckten uns mit hochwertigeren Acryfarben, Fluid-Medium, Holzspachteln und Malplatten aus Aluminium ein. Kleine Gläschen hatten wir in der Zwischenzeit gesammelt, z.B., die Gläser mit der Tomatensoße für den Pizzateig oder leere Senfgläser. Im Atelier mischten wir nun die Farben nach Gutdünken, in etwa in einem Verhältnis von 60:10:30 (Farbe, Wasser, Fluid-Medium).

Nachdem die Farbauswahl getroffen ist, wird gemischt. Das macht nicht wirklich Spass, es ist aber nötig, die Farben mit den beiden anderen Zutaten gut zu verrühren, um eine homogene Mischung zu erzielen. Manche Farben sehen richtig lecker aus, aber ich konnte mich bislang jedes Mal zurückhalten, sie zu trinken. Wenn alle Farben die gleiche Konsistenz haben gelingt es sehr gut, sie im Glas aufeinander zu schichten, ohne dass eine Farbe in der Mitte durch plumpst. Man sollte jedoch beim Schichten behutsam die jeweilige Farbe ins Glas gießen und daran denken, dass sich die Reihenfolge der Farben beim Auskippen umkehrt.

Da bei einer Alu-Malplatte die Oberfläche sehr glatt ist, kann man sich eine Grundierung sparen.

Jetzt kann's eigentlich los gehen, ich empfehle Handschuhe zu tragen, denn je nachdem, wie weit man die Farbe fließen lassen möchte, geht’s auch schon mal über den Bilderrand hinweg. Unbedingt auch den Boden abdecken, falls Ihr keinen Platz habt, wo es nicht weiter darauf ankommt, wie er danach aussieht.

Bei unseren ersten Versuchen haben wir die Farbe langsam mittig auf das Bild ausgekippt und den entstandenen Farbenkreis durch vorsichtiges Schwenken des Bildes in alle Richtungen vergrößert. Dieser Prozess macht sehr viel Spaß! Man kann selbst bestimmten, wohin die Farbe fließen soll und es ist faszinierend zu beobachten, wie neue Farben entstehen und sich tolle Muster bilden. Je nachdem wie viel Farbe man ausgeschüttet hat, können die Farben über die gesamte Bildfläche fließen. Ist zu wenig Farbe da, erhält man einen großen Farbkreis.

Acrylfluid & Akkuschrauber

Das Glas in der Länge über die Leinwand auszuschütten, ist auch eine Möglichkeit. Die Ergebnisse haben uns aber nicht so zugesagt, da viel Leinwand frei bleibt. An dieser Stelle hatte Ole eine gute Idee und versah eine Leinwand mit einer Halterung, die es ihm ermöglichte, das Bild auf seinen Akkuschrauber zu montieren. Es ist ratsam, die Konstruktion zunächst ohne Farbe zu testen und sich vor dem Versuch mit Farbe selbst mit einem alten Kleidungsstück abzudecken. Ole goss bei seinem ersten Mal eine lange Farbwurst auf die Leinwand und drehte zunächst langsam und dann kurz sehr schnell. Das Ergebnis gefällt uns bis heute und hängt im Büro. Völlig begeistert probierten wir es mit dieser Technik weiter. Dabei flogen zu unserem Entsetzen die montierten Leinwände bei hohen Drehgeschwindigkeiten auf einmal weg und wir konnten nur stumm hoffen, dass sie auf der richtigen Seite landeten. Einen Farbenkreis mit hoher Geschwindigkeit zu drehen führte bei uns bislang immer zu einer Blume, sofern das Bild bis zum Ende auf seiner Halterung blieb.

Eine klare Empfehlung

Wer es selbst probiert, wird schnell feststellen, warum die Acrylfluid-Farben derart beliebt sind. Es macht sehr viel Freude der fließenden Farbe zuzusehen. Es ist fast schon meditativ. Bis zu einem gewissen Grad kann man das Ergebnis selbst beeinflussen, die Farben zeigen sich bislang jedoch relativ unberechenbar, als hätten sie ihre eigene Vorstellung davon, wie sie zueinander gehören. Es bleibt spannend, was am Ende an Form, Muster und Farbzusammenspiel entsteht.

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