Auswahl einer weiterführenden Schule

-Nützliche Tipps zur Entscheidungsfindung-

Unsere älteste Tochter wechselt im Sommer von der Grundschule auf die weiterführende Schule. Die Entscheidung, bei welcher Schule wir sie anmelden sollen, beschäftigt uns als Familie daher seit einiger Zeit. Es ist ja durchaus eine für die nächsten Jahre sehr weitreichende Wahl und die Optionen sind vielfältig. Gesamtschule, Gymnasium, Realschule und innerhalb der verschiedenen Schulformen gibt es unterschiedliche Ausrichtungen, katholische oder evangelische Schulen, internationale Angebote, MINT und unterschiedlichste Betreuungsformen, da kann man schon mal schnell den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Hier ein paar Tipps, wie wir zu unserer Entscheidungsfindung gelangt sind.

Die richtige Schulform

Ausgangspunkt der Entscheidung für eine bestimmte weiterführende Schule bildet die Frage nach der geeigneten Schulform. Hier haben die Eltern - jedenfalls ist das in NRW so - das letzte Entscheidungsrecht. Die Empfehlung der Grundschule muss aber ebenfalls bei der Schulanmeldung beigefügt werden. 

Ich halte es für sinnvoll, die Klassenleitung umfassend in die Entscheidung einzubeziehen. Die Grundschullehrer sehen unsere Kinder jeden Tag im Unterricht, sie können sehr gut beurteilen, wie schnell neuer Stoff aufgenommen wird, wie Anforderungen umgesetzt werden und nicht zuletzt, wie das Sozialverhalten und die emotionale Entwicklung der einzelnen Schüler sind. Die vergangenen anderthalb Schuljahre stellten allerdings eine besondere Ausnahmesituation dar. Die Eltern sind über die Wochen des Homeschoolings deutlich näher an die Lerninhalte der Grundschule herangerückt und konnten ihre Kinder beim Umsetzen des Lernstoffs unmittelbar miterleben. Für dieses Jahr sind daher wohl auch andere Faktoren bei der Bestimmung der geeigneten Schulform heranzuziehen. Gab es besondere Herausforderungen im Homeschooling, vielleicht sogar längere Krankheiten oder der Verlust von Angehörigen? Wie hat das Kind den Wechsel zwischen Präsenzunterricht und Homeschooling und die sich ständig ändernde Lage verkraftet? Ich finde daher, dass die Einschätzung der Eltern zum Leistungs- und Entwicklungsstand ihres Kindes mehr als in den vergangenen Jahren in die Auswahl der richtigen Schulform einfließen sollte. 

In unserem Fall hat die Klassenlehrerin eine Empfehlung für den Besuch eines Gymnasiums ausgesprochen. Für die Eindeutigkeit dieser Empfehlung bin ich sehr dankbar, denn die Entscheidung für eine bestimmte Schule ist auch so schon schwer genug. Wenn wir auch noch andere Schulformen zu berücksichtigen hätten, wären wir wohl vollends verzweifelt.

Pro-und-Contra-Liste

Da es in den einzelnen Schulformen sehr viele verschiedene Ausrichtungen gibt, macht es Sinn, während des Auswahlprozesses eine Pro-und-Contra-Liste aufzustellen. Legt gemeinsam als Familie fest, welche Kriterien Euch wichtig sind. Alle Familienmitglieder sollten dabei zu Wort kommen. Falls es ein jüngeres Geschwisterkind gibt, wird die Entscheidung des älteren Kindes auch auf das Geschwisterkind Einfluss haben. Das Geschwisterkind muss zwar nicht zwingend auf die gleiche Schule gehen, aber praktischer ist es schon, alle Kinder auf der gleichen Schule zu haben.

Wir haben dann die Tage-der-offenen-Tür der Schulen besucht, die uns näher interessieren. In diesem Jahr haben sich einige Schulen zu online Terminen entschieden, aber es gab auch ein paar Schulen, die noch ins Schulgebäude eingeladen haben. Dies hat für einen persönlichen Eindruck sicherlich geholfen, ich fand aber auch die online Variante nicht schlecht, es war gut vorbereitet und viele Informationen konnten rübergebracht werden.

Kriterien für die Pro-und-Contra-Liste:

  • Entfernung

  • Fächerwahl

  • Betreuungsangebote

  • Verpflegungsangebot

  • Freunde

Natürlich können für Euch noch weitere Punkte dazukommen, schreibt mir gerne in die Kommentare, welche Kriterien für Euch wichtig sind für die Schulauswahl!

Entfernung der Schule zum Wohnort

Die Entfernung der Schule spielt zwar nicht mehr eine so entscheidende Rolle wie noch bei der Grundschule, dennoch sollte die Schule gut erreichbar sein, sei es zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Bus. Ich selbst bin immer mit dem Fahrrad zum Gymnasium gefahren und habe nicht vor, meine Töchter jeden Tag mit dem Auto zur Schule zu fahren. Schon während der Grundschulzeit ist es mir wichtig, dass die Kids etwas frische Luft und Bewegung vor Schulbeginn bekommen, die Kombination kann für die weiterführende Schule auch nicht verkehrt sein! Auch für Aktivitäten außerhalb der Schule ist es hilfreich, in der Nähe zu wohnen, da die Klassenkameraden zumindest überwiegend aus der Umgebung kommen werden.

Fächerwahl

Ich weiß nicht, ob unsere Tochter sich in der Oberstufe mehr für Geschichte, Naturwissenschaften, Kunst oder ein anderes Fach interessieren wird. Bis dahin wird noch einige Zeit vergehen, wie sollte ich das also über eine mögliche Tendenz hinaus beurteilen können?

Mit Blick in die Arbeitswelt der Zukunft gehe ich davon aus, dass die MINT Fächer, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, eine sehr gute Option darstellen. Das gleiche gilt für Englisch, ein bilinguales Angebot ist also auch hier ein Pluspunkt. Ob sich meine Tochter, vor allem in der Oberstufe tatsächlich für diese Fächer begeistern können wird, kann ich nicht sagen und es kommt vor allem darauf an, dass sie ihre eigene Wahl trifft und etwas finden kann, dass sie begeistert.

Was mir aber wichtig ist, ist eine möglichst große Auswahl an Lehrangeboten. Sie soll die Option haben, ihre Talente und Vorlieben in der Schule umsetzen zu können. Eine Kooperation mit einer Nachbarschule oder ein breites Leistungskursangebot sind also ein deutlicher Pluspunkt. 

Betreuungsangebote

Ein Punkt, den unsere Tochter besonders begeistert hat, ist das Angebot an AGs und die Frage, wann, wie und wo Hausaufgaben erledigt werden müssen. Auch hier können sich Vorlieben in den nächsten Jahren noch ändern. Für mich ist es im Rahmen der Angebote wichtig, dass das Kind an das selbständige Lernen herangeführt wird und Interessen weitestmöglich unterstützt werden. 

Verpflegungsangebot

Da ich berufstätig bin und außerhalb von Corona auch wieder regelmäßig ein Büro besuchen werde, ist mir ein warmes Mittagessen an der Schule sehr wichtig. Dies gilt vor allem für die Zeit der Unterstufe. Ich möchte nicht, dass unsere Tochter alleine nach Hause kommt und sich alleine ein Essen warm macht oder ein Butterbrot schmiert. Je älter sie wird, desto unproblematischer würde ich diesen Punkt sehen. 

Aber die Möglichkeit, sich zu Hause zumindest kurz mit der Familie auszutauschen, Eindrücke teilen zu können und den Schultag hinter sich zu lassen, ist durchaus positiv zu werten. Mich entlastet es dabei ungemein, nicht für den Part des Mittagessens verantwortlich zu sein, sondern gemeinsam mit meinen Töchtern in den Nachmittags-Freizeit-Teil des Tages übergehen zu können.

Entscheidung der Freunde

Nicht zuletzt sollte in die Auswahl der Schule einbezogen werden, welche Schule die Freunde des Kindes besuchen werden. Es ist für den Start in die neue Schulform bestimmt hilfreich, ein paar vertraute Gesichter um sich zu haben und es tut gut, einen Verbündeten in seiner Klasse zu wissen. Allerdings werden auch einige weitere Kinder in die neue Klasse kommen und es bilden sich womöglich neue Freundschaften. Ob der beste Freund aus der Grundschule bis zum Abitur der beste Freund bleibt, kann niemand vorher wissen. 

Ich selbst bin tatsächlich noch mit ein paar meiner Freundinnen aus der Grundschule befreundet. Wir haben zusammen Abi gemacht, es sind weitere Freunde dazu gekommen und die Gruppe hat sich natürlich verändert. Aber Freunde zu haben, die einen seit fast 40 Jahren begleiten ist schon ein tolles Gefühl!

Unsere Entscheidung

Schlussendlich haben wir es nach Abwägen der Pros und Contras so gemacht, wie es die Klassenlehrerin empfohlen hat: wir haben aus dem Bauch heraus entschieden. Ich kann nicht ganz ausschließen, dass unsere Tochter auch von unserer Einschätzung mit beeinflusst wurde, aber das ist wohl bei allen sozialen und emotionalen Fragestellungen innerhalb des Familienumfeldes so. Unsere Tochter hat auf jeden Fall fleißig mit diskutiert und ihre Entscheidung selbst getroffen. Im Ergebnis fühlt sich diese Bauchentscheidung sehr gut an.

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