Kroatienreise mit T3 Bulli Reisebericht

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Es ist Donnerstag, der 12.08.2021 als mein Wecker in aller Herrgottsfrühe unsere letzte Nacht auf auf dem schönen Campingplatz „Lopari“ auf der Insel Mali Losinj beendet und gleichzeitig das Ende eines tollen Kroatien-Urlaubes einläutet. Missmutig packen wir unsere Sachen in den Bulli und fahren Richtung Cres, Etappenziel ist Rijeka auf dem Festland. Wir hoffen dort eine Werkstatt zu finden, denn irgendetwas stimmt mit dem Bulli nicht, er hat die Tage zuvor bei einer Fahrt über die Insel geruckelt, so als würde der Motor nicht ausreichend mit Diesel versorgt. Leider hat sich dieses Verhalten auch an unserem Abreisetag nicht in Luft aufgelöst, es wird im Gegenteil immer schlimmer. Der betagte VW Transporter verliert an Leistung und wir kommen kaum noch die Berge hoch. Kurz vor der Stadt Cres wird es brenzlig, so dass wir am Ende froh sind die Stadt noch zu erreichen. Auf einem Seitenstreifen vor einem Plodiné Supermarktparkplatz schaltet mein Freund Ole den Motor aus, eine Weiterfahrt ist ausgeschlossen.

Unfreiwilliges Wild Camping

Ich bin entspannt, denn Ähnliches war ja zu erwarten und außerdem haben wir einen Schutzbrief. Dieser hat uns bereits auf der Hinfahrt nach Kroatien wunderbar aus der Patsche geholfen, denn da sind wir mit einem gerissenen Keilriemen kurz nach Rosenheim liegen geblieben. Ole ruft die Versicherung an, ein Abschleppdienst wird bestellt. Außer, dass es etwas dauern wird, bis der Abschlepper bei uns sein wird, wissen wir nichts, also bleiben wir beim Bus und warten. Die Sonne ist aufgegangen und scheint gnadenlos auf uns nieder, einmal mehr denke ich, dass ich eigentlich nicht wieder nach Hause möchte, es ist so schön hier. Nach vier Stunden kommt der Abschleppdienst, schaut sich den Motor an und teilt uns mit, dass die wenigen Werkstätten auf der Insel entweder Urlaub machen oder mit Aufträgen bereits voll ausgelastet seien. Ad hoc könne er uns jetzt auch nicht weiterhelfen. Ich bitte ihn, uns zur Fähre zu schleppen, oder ins Depot, damit der Bulli nach Deutschland überführt werden kann. Ohne eine Genehmigung der Versicherung, ist er jedoch zu keiner der Optionen bereit, beauftragt Ole erneut mit der Versicherung zu sprechen und wünscht uns einen guten Tag, bevor er wieder verschwindet. Es seien noch andere Touristen liegen geblieben, er habe einen vollen Terminkalender. Auf Wiedersehen. Fassungslos schauen wie ihm hinterher.

Supermarktcamping.JPG

Meine anfängliche Entspannung weicht einer großen Enttäuschung, kombiniert mit etwas Wut auf die Versicherung. Ole ruft erneut die Versicherung an, klärt unsere Optionen ab. Ein neuer Abschleppdienst wird bestellt, uns wird in Aussicht gestellt mit einem Mietwagen weiterfahren zu können, sobald der Bus im Depot sei. Abermals bekommen wir keine Ankunftszeit genannt und harren weiter aus. Im Bus sind es mittlerweile über 40°, wir setzen uns in den Schatten, den der Bus wirft, lesen, beobachten das Treiben beim Supermarkt und gehen ab uns zu selber in den Supermarkt. Praktischerweise kann man hier auf Toilette gehen, sich abkühlen oder mit Essen und Trinken versorgen. Nach vielen weiteren Stunden ist meine Geduld erschöpft, ich will jetzt weiterfahren! Weitere Anrufe bei der Versicherung führen zu nichts und gegen Abend dämmert uns langsam, dass wir heute nirgendwo mehr hinfahren werden. Ole klappt die Rückbank des Bullis zurück, richtet unser Bett ein. Es gibt Supermarkt-Lasagne und Hähnchen zu Abend, bevor wir uns schlafen legen.

Bitten, beten und bangen

Freitagmorgen rufe ich bei der Versicherung an und erkläre der Dame mit weinerlicher Stimme, dass meine Geduld nach 24 Stunden warten in brüllender Hitze nun endgültig aufgebraucht ist und wir dringend Hilfe benötigen, um nach Hause zu kommen. Sie verspricht uns, die Panne mit dem Vermerk „akut“ noch einmal an die Auslandsvertretung weiterzugeben. Ich fühle mich klebrig und schwitzig, unsere Füße stinken und unsere Laune ist mittlerweile am Tiefpunkt, traurig blicken wir jedem Abschleppwagen hinterher, der mit oder ohne Fahrzeug hinten drauf an uns vorbei kommt. Gegen Mittag meldet sich der Abschlepper und teilt uns mit, dass er nicht vor dem Nachmittag bei uns sein werde, wir also noch eine Runde an den Strand gehen könnten. Da keinem von uns nach Strand ist, der Supermarkt uns jedoch auch zum Halse raus hängt, gehen wir in die Stadt Cres und trinken einen Kaffee am Hafen. Cres ist eine schöne Stadt, aber leider kann ich das Treiben am Hafen nicht genießen. Die restliche Wartezeit verbringen wir dann in der Coffeebar des Supermarktes, um ja nicht den Abschleppwagen zu verpassen.

Bulli III (2).JPG

Als dieser endlich endlich auftaucht (es ist der gleiche vom Vortag), fällt aller Frust von mir ab, die Lebensgeister sind wieder da, denn jetzt geht es wieder weiter. Meine Freude währt nur kurz, denn statt Richtung Fähre und Festland bringt er uns noch tiefer auf die Insel. Als wir an unserem Campingplatz vorbeikommen, verliere ich die Fassung und vergieße Tränen. Was zuviel ist, ist zuviel. Wir werden nie wieder von der Insel kommen! Eine unsägliche Verzweiflung macht sich in mir breit. Auf der Insel gibt es keine Mietwagenstation, es ist mir ein Rätsel wie wir nach Pula zum Flughafen kommen sollen und eigentlich will ich ja auch gar nicht fliegen, ich will einfach nur nach Hause! Die Werkstatt des Abschleppers ist gelinde gesagt ein Schrottplatz, dennoch scheint er viel von alten Autos zu verstehen, denn er ist sicher, dass mit Austausch des Dieselfilters das Problem der fehlenden Leistung behoben sein wird. Der Austausch dauert keine 20 Minuten, Ole macht eine Probefahrt und zeigt mir einen Daumen nach oben. Wir brauchen keinen Mietwagen, kein Flugzeug, sondern können mit dem Bulli weiterfahren. Überschwänglich bedanken wir uns bei dem freundlichen Kroaten und starten zum zweiten Mal die Heimreise.

Heimreise 2. Versuch

Rückfahrt Österreich.jpg

Der alte T3 quält sich die Berge der Insel hoch, Ole macht die Heizung an, um die Hitze des Motors abzuleiten. Dieses Feature, heute bei 30° Außentemeratur, hat mich auf der Hinfahrt noch gestört, jetzt ist es mir egal, ich schwitze eh. Aber der Bulli läuft, wir haben sogar ein gutes Timing für die Fähre und gelangen aufs Festland. Meine Laune ist wieder gut, es geht nach Hause. Leider ist in NRW Ferienende und der Rückreiseverkehr ist in vollem Gange. Wir warten an der Slowenischen Grenze, stehen vor dem Karawankentunnel in Österreich im Stau und fahren, nach einer sehr kurzen Nacht auf einem Rastplatz am nächsten Morgen von einem Stau in den nächsten. Wir riechen nach 2 Tagen ohne Dusche beide nicht mehr gut, aber das ist alles nebensächlich, denn mit jedem Kilometer nähern wir uns Ossum. Wollte ich vor gut 2,5 Wochen nichts mehr, als mal aus Ossum raus, so möchte ich jetzt nichts lieber als wieder dorthin zurück.

Kurz nach München reißt der Keilriemen zur Lichtmaschine, was die Weiterfahrt noch einmal spannend macht. Ich habe nicht mal mehr die Kraft mich darüber groß zu ärgern. Ole versichert mir, dass der Bulli für die Weiterfahrt keinen Strom benötigt und wir die letzten Stunden, die wir im Dunklen fahren müssen, mit dem Reststrom der Batterie fahren können. Beim Tanken schaltet er den Motor nicht mehr aus, wir hören kein Radio und kurz nach Frankfurt schaltet er zunächst nur das Standlicht ein, um Batterieleistung zu sparen. Ich bin wieder angespannt und hoffe und bange, dass die Batterie durchhält. Eine weitere Nacht auf einem Rastplatz ohne Dusche ist keine Option. Auf der A44 werden wir immer wieder von anderen Fahrzeuge angeblinkt, das Licht wird immer schwächer. Unbeirrt fährt Ole weiter und weiter. Samstagabend um 23:25 erreichen wir zu meiner großen Erleichterung Ossum und damit unser Zuhause und endlich die langersehnte Dusche.

Fazit

Campingplatz.jpg

Rückblickend und mit etwas Abstand kann ich nach wie vor sagen, dass es ein schöner Urlaub war. Zwei Wochen Sonne pur und glasklares, wohltemperiertes Meer. Wir haben im Bulli wunderbar genächtigt und mehrere Ausflüge auf der Insel mit ihm unternommen. Trotz einiger Pannen haben wir uns ausgezeichnet verstanden, auch während der ewigen Wartezeit beim Supermarkt. Die Reise mit dem Bulli, sofern er läuft, ist entspannend und abenteuerlich zugleich. Die Sicht auf die Straße ist toll, aufgrund der geringen Motorleistung und damit Höchstgeschwindigkeit von knapp 100km hat man genügend Zeit die Landschaft zu betrachten. Es ist ein völlig anderes Reisen, als mit einem normalen PKW und man hat praktischerweise immer sein Bett dabei. Ob ich in nächster Zeit erneut mit dem alten T3 eine so weite Reise unternehmen möchte? Bestimmt irgendwann, nicht mehr dieses Jahr, aber sicher sobald er von einem Fachmann auf Herz und Nieren geprüft wurde.

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